(H. HESSE) Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne: Illusion der Beständigkeit

1) Kollektiver Irrglaube

  • "Ich gehe davon aus, dass alles genau so bleibt, wie es ist"

2) Anzweifeln & Nachprüfen

  • Gibt es eine Beständigkeit der Blüte?
  • Gibt es eine Beständigkeit der Jugend?
  • Gibt es eine Beständigkeit der Lebensstufe?
  • Gibt es eine Beständigkeit der Weisheiten?

3) Krank durch alte Denkfehler

  • "Erschlaffung" als Folge des Festhaltens.
  • Schieflage durch den Glauben an konstante Rahmenbedingungen.
  • Verlust des Straße, weil sie kurvenreich, steil oder abschüssig ist.
  • Im Graben gelandet, weil es nicht geradeaus weitergeht.

4) Heilsames Update

Das Gedicht von Herman Hesse baut eine Brücke in die Zukunft:

  • "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben."
  • Eine neue "Stufe" hat immer auch vorteilhafte Kräfte: Die Erneuerung überwindet das Veraltete, reinigt und befreit.
  • Es ist "im Sinne der Natur", wenn der "Weltgeist", uns zur nächsten Stufe antreibt: das Leben "weiten" statt "einengen".
  • Im schmerzhaften "Abschied" liegt stets auch eine "GESUNDUNG", das ist die verborgene Paradoxie des Lebens.

Der Blick auf die Blüten vereint die Paradoxie dieser Sicht:

  • Ja, es ist traurig, dass die Blütenpracht wieder verschwinden wird.
  • Ja, es ist ein erforderlicher Schritt zur Reifung der Früchte, dass die Blütenblätter fallen.
  • Ja, mit diesem Zyklus kann der Baum seine Art erhalten und es wird auch zukünftig neue Bäume geben.
  • Ja, im nächsten Frühjahr gibt es wieder neue Blütenbäume. 

Links & Literatur

Das Gedicht, Herman Hesse: "Stufen"

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend 
dem Alter weicht, 
blüht jede Lebensstufe, 
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend 
zu ihrer Zeit 
und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern,
in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und zur Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse, im Mai 1941)

mit Layout-Veränderungen zitiert nach:

Hermann Hesse: Sämtliche Gedichte in einem Band
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1995

Mehr über den Nobelpreisträger für Literatur (1946):
* 2. Juli 1877
† 9. August 1962  (85 Jahre)

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Hesse

H.Hesse und Sonne:

"Sonne, scheine mir ins Herz hinein,
Wind, verweh mir Sorgen und Beschwerden!
Tiefere Wonne weiß ich nicht auf Erden,
Als im Weiten unterwegs zu sein.

Nach der Ebene nehm ich meinen Lauf,
Sonne soll mich sengen, Meer mich kühlen..."

zitiert nach:

https://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=48584
 

Datum

2024-03-25


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