1) Fragestellung

• Wie sicher kann ein Leaky-Gut-Syndrom durch die Bestimmung des Serum-Zonulin diagnostiziert werden?

2) Methode

• Eine Studie aus Mailand stellte eine Tabelle mit Daten bereit.
• Bei 43 Patienten wurden je 2 Datenpaare für das [Serum-Zonulin; Serum-bakterielle RNA] präsentiert.
• Das Alter: 79 Jahre +/- 9,8
• 28 Frauen, 15 Männer
• BMI 26,5 +/- 5,8
• Die bakterielle RNA wurde mit PCR-Methode bestimmt: "concentration of 16S rRNA gene copies in blood"
• Die Daten der Studie wurden von uns erneut als Punktwolke (scatter plot) in einer Grafik dargestellt.
• Der Wert von Serum-Zonulin > 30 ng/ml wurde als positives Signal für die Gefahr einer RNA-Einschwemmung definiert.
• Der Wert für eine pathologische Präsenz von bakterieller RNA im Serum der Patienten wurde für > 4000 [Kopien RNA/µl] definiert.
• Messwert ist also die RNA, auch wenn der Titel der Autoren von "DNAemia" spricht.

3) Ergebnisse

• Es zeigte sich eine hoch signifikante Korrelation: p< 0,00001
• Höhere Zonulin-Werte gehen also mit einer erhöhten Einschwemmung von bakterieller RNA in die Blutbahn einher.
• Ab einem Wert von > = 30 ng/ml Serum-Zonulin finden sich signifikant hohe Werte von RNA.
• Bei einem Wert < 30 ng/ml waren 3 Patienten "falsch negativ" gegenüber 5 korrekt negativen (37%)
• Bei einem Wert >= 30 ng/ml waren 18 "falsch positiv" gegenüber 59 korrekt positiven (23%)
• Erst bei einem Wert über 55 ng/ml waren dann alle Patienten auch Bakterien-RNA-positiv.
• Eine Grauzone kann daher zwischen 30 und 55 ng/ml angenommen werden: 51 erhöhte RNA, 18 normale RNA.
• In diesem Übergangsbereich waren 51 Patienten korrekt positiv gegenüber 18 ohne RNA-Erhöhung.
• Erst bei einem Serum-Zonulin über 55 ng/ml ist eine Einschwemmung von Bakterien-RNA in die Blutbahn ohne Zweifel gegeben.

4) Folgerungen

Grenzen dieser Betrachtung

• Es ist ein kleines Kollektiv
• Das Alter ist auf ca. 80 Jahre fokussiert
• Wann ist ein Nachweis von Bakterien im Blut pathologisch? Der Wert wurde hier intutiv bestimmt.
• In der eigenen Praxis sind durchaus auch Werte bis 150 ng/g gemessen worden, was in diesem Kollektiv nicht vorkam.

Fazit im Rahmen dieser Daten:

• Ein Serum-Zonulin unter 30 ng/ml spricht gegen ein Leaky-Gut-Syndrome (Das Syndrom des undichten Darmes)
• Ein Serum-Zonulin von 30 bis 55 ng/ml heißt mit eine "3 zu 1"-Wahrscheinlichkeit, dass Bakterien ins Blut übergehen.
• Ein Wert von > 55 ng/ml widerlegt die Ausheilung eines LEAKY-GUT-SYNDROMES
• Die Stuhlprobe auf Zonulin wird nötig, wenn das Serum-Zonulin zwischen 30 - 55 liegt.

Ausblick:

• Die Serum-Messung ist zwar einfacher, doch auch weniger aussagekräftig als die Stuhlprobe.
• Stuhlproben sind daher die Methode der Wahl zur Diagnose des Leaky Gut.
• Bei Kindern sind Stuhlproben zudem einfacher zu gewinnen als Blutproben.
• Das Serum-Zonulin hat erlaubt wahrscheinlich die Diagnose des "Leaky Brain" - die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke durch schädliche Objekte.

Quellenangaben

DATA ADAPTED FROM:
Gargari G, et al. Bacterial DNAemia is associated with serum zonulin levels in older subjects.
Sci Rep. 2021 May 26;11(1):11054.
doi: 10.1038/s41598-021-90476-0. PMID: 34040086;