BUCH: Vitamin D in der Tierernährung (etwa 1980)

Autor:
G. Krampitz

  • Abteilung für Biochemie,
  • Institut für Anatomie
  • Physiologie und Hygiene der Haustiere
  • Universität Bonn

Aus dem Inhalt:

RACHITIS:

Bekannteste folge des Vitamin-D-Mangels ist die RACHITIS, eine Stoffwechselerkrankung, die am Auffälligsten am Skelettsystem und an der Muskulatur in Erscheinung tritt. Betroffe ist in erster Linie der calcium-Phosphat-Stoffwechsel.  Als ausdruck einer gestörten Knochenbildung finden sich:

  1. mangelhafte Einsprossung von gefäßen in der präpatorischen Verkalkungszone;
  2. Störung von reifung und Abbau von Knorpelzellen;
  3. fehlende oder unvollständige präparatorische Verkalkung sowie oft überschießende Osteoidbildung auf Spongiosabälkchen, auf Trabekeln und unter dem Periost;
  4. Verbreiterung der präparatorischen Verkalkungszone;
  5. Säulenknorpel wird in Höhe und Ausrichtung ungleichmäßig;
  6. die weichen Metaphysen sind becherförmig aufgetrieben (durch belastung auftretender druck oder Zug, durch Wucherung des nicht verkalkenden osteoiden Gewebes und durch stärkere Störung der echodralen Knochenbildung;
  7. Auftreibungen der Knochenendigungen durch Osteoidwucherungen.

Aud diese Weise ist der gesamte Knochenaufbau behindert (Hypogenesis ossium). der Knochenabbau verläuft dagegen normal, wenn nicht sogar beschleunigt (Halisteresis). Stellenweise wird ein regelrechter Knochenschwund beobachtet.
Die Weichheit des nicht oder nicht ausreichend verkalkenden Skelettsystems führt nach biophysikalischen Gesetzen zu mehr oder weniger charakteristischen Gestaltungsveränderungen (Umbildung der Schädelkapsel, sagittal verkürzter Unterkiefer (Trapezform), frontal verkürzter Oberkiefer (Lyraform mit Prognathie); Zähne kommen spät, sind weich, vielfach klein, mit ausgefransten Rändern, missgestaltet und in anomaler Stellung. Bei äußerer Gewalteinwirkung bricht der rachitische Knochen leichter als der normale.
Blutchemisch findet man bei der RACHITIS

  • das anorganische Serumphosphat (normal 5 mg/100 ml) auf unter 4 mg/100 ml erniedrigt und in Extremfällen auf unter 2 mg/100ml.
  • Der Serumcalciumspiegel liegt vielfach im unteren Normalbereich.
  • Die alkalische Phosphatase des Blutserums ist meist deutlich erhöht.
  • Eine vorhandene metabolische Acidose ist zu 80 % durch Lactat bedingt.
  • Die tubuläre Phosphat-Rückresorption ist deutlich erniedrigt
  • Mit der RACHITIS geht häufig eine Hyperaminoacidurie einher.
  • Als besonders auffällig wird die Ausscheidung von Glycyl-Prolin angesehen.
  • der intenstinale und tubuläre Aminosäuren-Transport ist bei RACHITIS herabgesetzt
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