BUCH: Die Heliotherapie der Tuberkulose (1913)

Autor:
Auguste Rollier

Aus dem Inhalt:

Eine zehnjährige Praxis und Anwendung der Heliotherapie lässt uns behaupten, dass diese Methode die chirugische Tuberkulose zur Ausheilung bringen kann, und zwar in allen ihren Formen, auch in den schwersten Fällen und in jedem Lebensalter. 
(...) Die Tuberkulose ist von allen Infektionskrankheiten diejenige, bei der das "Terrain" der Grund und Boden, auf dem sie sich ausbreitet oder ausbreiten will, von der tiefsten Bedeutung ist. Eine rationelle aussichtsvolle Behandlung kann daher nur eine solche genannt werden, die vor allem auf eine Wieder - und Neugestaltung dieses Terrains, d.h. des ganzen Körpers abzielt.
(...) Als Allgemeinbehandlung ist das Sonnenbad, d.h. die Wirkung von Sonne und Luft auf die gesamte Körperoberfläche, wohl das energischste Tonikum und das beste Kräftigungsmittel. Als Lokalbehandlung darf die Heliotherapie als Methode der Wahl gelten, da heute neben den reduzierenden und schmerzstillenden Wirkungen der direkten Sonnenstrahlen ebenso ihre kräftig bakteriziden und sklerosierenden Eigenschaften als feststehend gelten.
(...) Sonne und Höhenluft geben dem Patienten geistig und leiblich die verlorene Lebensenergie zurück. 
(...) Die Haut ist mehr als ein bloß sensibles Organ, sie hat noch andere Funktionen als bloße Elimination, sie hat vor allem absorptive Fähigkeiten. Ganz abgesehen von einem so substantiellen Nährstoff wie der Sauerstoff, den die Haut für den Körper aufzunehmen vermag, schöpft der Körper durch sie alle jene noch kaum bekannten Kräfte im Sonnen - und Luftbad. Das ist denn auch der Grund, weshalb wir dem ständigen Kontakt der gesamten Hautoberfläche mit Sonne und Luft einen so großen Anteil an der erreichten Wiederbelebung des Organismus zuzuschreiben.
(Seite 30, 31, 32, 33, 34,)
(...) Unter der Sonnenbehandlung sehen wir oft kalte Abzesse, besonders über den Dammbeinkämmen liegende, sich spontan resorbieren.
(Seite 47)
Allgemein geht aus den gemachten Ausführungen hervor, dass für die Sonnenbehandlung tuberkulöser Fisteln aller Art ihr beständiger Kontakt mit Sonne und Luft eine Notwendigkeit ist. (...) Das Sonnenlicht ist keimtötend, ohne wie ein Antiseptikum, zugleich zellschädigend zu sein und erhält direkt die Zellfunktionen.
(Seite 58, 59)
Wie einerseits das Sonnenbad infolge seiner dekongestiven Wirkung auf die inneren Organe eine funktionelle Entlastung, somit eine Schonung der kranken Niere bedingt, so sehen wir auch andererseits, wie direkt unter dem bakteriziden Einfluss der Sonnenstrahlen oft die ausgedehnten Geschwüre der Blase sich reinigen und vernarben, wie Ureterfisteln, oft mit Tuberkeln übersäte Operationswunden nach Nephrektomie sich in kürzester Zeit ohne lokale Behandlung schließen. (...) Das erste und markanteste Symptom ist das Schwinden der Nieren - und Blasenschmerzen oft schon nach einigen Bestrahlungen. Die Miktionen nehmen an Zahl ab und gehen bald ohne Schmerzen vor sich, die Kapazität der Blase hebt sich dadurch, der Eitergehalt des Harns nimmt ab. Die ungemein günstige Beeinflussung der Blasenaffektionen durch Heliotherapie macht jede intravesikale Behandlung, Spülungen wie Instillationen überflüssig. Mit der Hebung des Allgemeinbefindens, Einstellung der Temperation auf die Norm stellt sich auch der Appetit wieder ein und das Körpergewicht steigt an.
(Seite 62, 63)