BUCH: Bilder zu Fritz Reuters Werken (1902)

Autor:

Hans Stubenrauch

mit begleitendem Text von Paul Warncke

Aus dem Inhalt:

Symptomatologie:
(...) Die Kinder werden unruhig, schlafen nicht mehr so gut (...) und weinen viel. Gegen Druck, ja schon gegen sanftes Anfassen besteht eine auffallende Empfindlichkeit. Bemerkenswert ist das einbohren des Hinterkopfes in die Kissen, die Kinder wälzen, wenn sie auf dem Rücken liegen, besonders auch im Schlaf, den Kopf hin und her; nimmt man sie vorsichtig auf, oder legt sie zur Seite, so werden sie sofort ruhig. (...) Eines der wichtigsten allgemeinen Symptome sind ferner die rachitischen Schweiße. Diesselben betreffen nicht ausschließlich, aber vorzugsweise den Kopf, sie sind oft außerordentlich heftig, namentlich im Schlaf und beim Schreien. Des Morgens ist das Kissen da wo der Kopf aufgelegen hat, oft ganz durchnässt. Der Schweiß hat eine klebrige Beschaffenheit, riecht und reagiert deutlich sauer. Vielfach entstehen infolge des starken schwitzens Sudamina oder Ekzeme. Ein weiteres (...) Symptom ist eine Steigerung der vasomotorischen Erregbarkeit der Haut, sodass überall, wo man hinfasst, sehr bald darauf rote Flecken sichtbar werden. (...) das der Urin der Kinder einen ungewöhnlich scharfen, durchdringenden Geruch angenommen habe (Stoelzner) (...) Störungen der Stuhlentleerung, insbesondere ein Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall, zu den Allgemein- bzw. Initialsymptomen der RACHITIS gerechnet werden. (...) Bei Kindern, welche schon Laufen konnten, ist die Unlust zum Laufen oft ein sehr frühes Symptom. 

Die klinischen Symptome am Skelettsystem:
Die Erweichung betrifft hauptsächlich die platten Knochen und die Diaphysen der langen Röhrenknochen. Die Epiphysen der langen Röhrenknochen und die Verbindung zwischen den knöchernen Rippen und den Rippenknorpeln schwellen an. An Hand-, Fuß-, und Kniegelenk können die Epiphysen bis auf das doppelte ihres normalen Volumen sich vergrößern, sie nehmen sich dann aus, wie unter der Haut liegende dicke Knoten; in der Ebene der Gelenkspalte bildet dann, besonders am Handgelenk die Haut nicht selten eine tiefe Falte. 
Die traumatische Gewalt, die dazugehört einen rachitischen Knochen einzuknicken oder zu brechen, ist umso geringer, je höher gradig der Knochen erweicht ist. In den schlimmsten Fällen ist schon vorsichtiges Umbetten des Kindes genügend. Da kann man dann multiple, mehr oder weniger spitzwinklige, der Mehrzahl nach meist schon mit Callusbildung versehene Infraktionen an den Schlüsselbeinen, den Rippen, den Vorderarmknochen, den Oberschenkeln u.s.w. antreffen, wodurch Bilder jammernswerter Verkrüppelung zustande kommen. 
Die meisten rachitischen Kinder gebrauchen ihre Beine (...) überhaupt sehr wenig oder fast gar nicht. (...) Versucht man sie auf die Beine zu stellen, so knicken sie zusammen. (...) Diese Störungen der motorischen Funktionen sind in sehr vielen Fällen verbunden mit einer auffallenden Schlaffheit (...) einer abnormen passiven Beweglichkeit der Gelenke. (...) Haben rachitische Kinder Laufen gelernt, so zeigen sie in schweren Fällen (...) im Beckengürtel und in den unteren Extremitäten oft noch Jahre hinaus einen watschelnden Gang und leichte Ermüdbarkeit. 
Sehr häufig bildet sich ein Missverhältnis zwischen Gesicht und Hirnschädel aus, in dem Sinne, das der letztere an Größe bei weitem überwiegt. (...) Die Gesichtsknochen bleiben ebenso wie die des Thorax und der Extremitäten, stärker als der Schädelknochen im Wachstum zurück; auffallend wird dieses Missverhältnis besonders bei nicht mehr so ganz jungen rachitischen.
(...) Das konstanteste Symptom der RACHITIS am Thorax ist der sogenannte Rosenkranz. Den Stellen entsprechend, an denen die knöcherenen Abschnitte der Rippen sich mit den knorpeligen verbinden, verläuft jederseits am Thorax von vorn oben nach außen unten eine Reihe knotiger Auftreibungen. (...) jeder einzelne Knoten besteht bei näherer Untersuchung meist deutlich aus 2 durch eine Furche geschiedenen Anschwellungen, von denen die eine dem knöchernen, die andere dem knorpeligen Stücke der Rippe zugehört.

(Seite 13 bis 27)