CALCIUM-Normalwerte (FÜR ALLE): die Kurve der Mortalität gibt die Antwort!

Dr. med. Raimund von Helden, Verbraucherberatung VitaminDelta, 57368 Lennestadt referiert die Studie von CHEN aus CHINA mit einer im Design vereinfachten Grafik der Original-Studie.

2022-07-08

1) Fragestellung

Oft ist zu hören: "Ich schwebe angeblich in Gefahr, weil mein Calcium-Spiegel über dem Grenzwert von 2,60 mmol/l angestiegen ist."

  • Von den meisten Laborärzten in Deutschland wird der Normalbereich des Calcium von 2,00 - 2,60 mmol/l genannt.
  • Ist der Bereich oberhalb des Normwertes von "2,60 mmol/l", nämlich von 2,60 bis 2,70 tatsächlich mit einem Risiko verbunden?
  • Eine Studie aus China hat sich mit dieser Frage befasst und kommt zu ganz anderen Ergebnissen.
  • Besonders interessant ist die Analyse der ALL-CAUSE-MORTALITY - die Frage nach dem "TOD, EGAL MIT WELCHER DIAGNOSE".

Hinweis:

  • Wir verwenden hier weiterhin den Original-Begriff "ALL-CAUSE-MORTALITY".
  • Besser als der deutsche Begriff der "Gesamtsterblichkeit", beleuchtet der englische Begriff, dass es hier alle Ursachen des Sterbens geht.
  • Überlegungen zu Verknüpfungen mit Thrombosen, Embolien, Krebskrankheiten oder Suizid sind daher automatisch immer enthalten.
  • So wird der Scheulkappen-Blick auf angeblich "erfolgreiche" Teil-Aspekte vermieden.

2) Methode

  • prospektive Studie,
  • so werden die Probleme einer zurückblickenden Auswertung von oft unvollständigen Akten vermieden.
  • große Kohorte mit 3187 Patienten
  • gefährdete Patienten mit KHK: Koronare Herz Krankheit, Verengung der Herz-Kranz-Arterien.
  • Zeitraum: von Oktober 2008 bis Dezember 2011 in China.
  • Proportional-Risiko-Modell (Cox)
  • Vorgehen: gesucht wird nach der Assoziation von Serum-Calcium (zu Studienbeginn) mit dem Risko der Sterblichkeit.

3) Ergebnisse

"ALL-CAUSE-MORTALITY" zeigt klare Vorteil für hohe Calcium-Werte

  • Während der Nachbeobachtung (durchschnittlich 4,9 Jahre) starben 295 Patienten (von 3187)
  • bei 193 waren die  Herz-Kranz-Arterien die Todes-Ursache.
  • Für ALL-CAUSE-MORTALITY = Gesamtmortalität von nur 57 % Risiko (HR).
  • Das Statsitik-Intervall zeigte eine Verminderung des Risikos auf einen Bereich zwischen  40% und 82% bei höherem Calcium.
  • Höchste Signifikanz wurde bewiesen: P-Trend < 0,001
  • Üerprüfung auf störende Einflüsse bestanden: 
  • Diese inverse Assoziation zwischen Serum-Calcium und dem Mortalitätsrisiko änderte sich nicht, als die Teilnehmer nach Geschlecht, Altersgruppe, Grad des Übergewichts, KHK-Arten und Diabetes-Vorgeschichte stratifiziert wurden. 

Calcium-Grafik-ALL-CAUSE-MORTALITÄT
3 Rahmen in den AMPEL-Farben

(extrahiert aus der Original-Grafik der Studie "Figure 1 c")

  • Das Risiko der Sterblichkeit in dieser Gruppe mit Herzinfarkt oder Herzinfarkt-Gefährdung hat eine L-Form.
  • Das Minimum der V-Kurve liegt bei 2,30 mmol/l.
  • Der Bezugspunkt für alle anderen Werte: "Risiko-Zuwachs von 0%" bei 2,40 mmol/l
  • GRÜN: Der Kernbereich erstreckt sich zwischen 2,20 und 2,90 mmol/l mit einem Risiko-Zuwachs von etwa 50 % an den Rändern.
  • GELB: Ein Risiko-Zuwachs von 100% ergibt sich für 2,10, doch ein solcher Risiko-Zuwachs ist im Bereich über 3,00 nicht gegeben.
  • ROT: Ein Risiko-Zuwachs von 150% ergibt sich für 2,00 mmol/l doch einen solchen Risiko-Zuwachs gibt es nicht für hohe Calcium-Spiegel.
  • SCHWARZER RAHMEN der falschen Normwerte: Der in Deutschland oft genannte Bereich "2,20 - 2,60 mmol/l" verdunkelt die Risiko -Zone von 2,00 - 2,20 mmol/l

Risiko-Vergleich für "ALL-CAUSE-MORTALITY"

  • Ein Serum-Calcium von 2,20 hat dasselbe Risiko wie ein Wert von 2,90 mmol/l
  • Ein Serum-Calcium von 2,10 ist gefährlicher als ein Calcium von 3,00 mmol/l 
  • Für ein Serum-Calcium von 2,00 hat ein 150 % größeres Sterberisko als ein Calcium von 2,30.
  • Die Sterblichkeit (ALL-CAUSE-MORTALITY) ist im Bereich der unteren Normalwerte 2,00 - 2,20 deutlich höher als im Bereich von 3,00 mmol/l.

4) Folgerungen

  • Die Studie betrachtet Patienten mit KHK: Koronare Herz-Krankheit, also Menschen mit Herzinfarkt und allen Varianten.
  • Dennoch gibt es auch in dieser Gruppe der erneut Herzinfarkt-gefährdeten Menschen den Tod durch andere Ursachen:
  • Beispiele sind Krebs,Infektionen, Thrombosen, Stoffwechsel, Autoimmunkrankheiten
  • Dem Herzinfarkt-Patienten ist besser geholfen, wenn nicht nur seine KHK-Mortalität, sondern seine ALL-CAUSE-MORTALITY sinkt!

ZITAT aus der Original Studie von CHEN, China:
(übersetzt und Layout bearbeitet)

  • Diese Studie ist die erste, die berichtet, dass niedrigeres Serum-Calcium zu Studienbeginn mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.
  • Das Risiko (des niedrigen Calcium) steigt sowohl für die Gesamtmortalität (All-Cause-Mortality) als auch für die kardiovaskuläre Mortalität.

ZITAT ENDE.

Neue Calcium-Normalwerte auf Faktenbasis: 2,20 - 2,80 mmol/l

  • Derzeit wird noch von vielen Laborärzten ein Normbereich des Serum-Calcium von "2,00 - 2,60 mmol/l/" ausgewiesen.
  • In der unteren Zone von 2,00 bis 2,20 mmol/l findet sich jedoch eine massive Risiko-Steigerung 
  • Unser Update für den Normalwert des Calcium im Serum lautet 2,20 (!) - 2,90 mmol/l (Erwachsene allgemein)
  • Die spezielle Betrachtung von KHK-Patienten an anderer Stelle nennt einen geringeren oberen Grenzwert von 2,75 mmol/l
  • Als Anregung: 2,20 - 2,80 mmol/l (aufgerundet für KHK, abgerundet für ALL-CAUSE)
  • wobei für Patienten mit KHK 2,75 gelten, bei der übrigen Bevölkerung 2,90 mmol/l
  • Es gibt daher zwei obere Grenzwerte; (1) 2,75 mmol/l bei KHK und (2) 2,90 mmol/l für die allgemeine erwachsene Bevölkerung.

Zu tiefe Calcium-Werte NICHT (!) durch Calcium therapieren

  • Eindringlich muss vor dem gedanklichen Kurzschluss gewarnt werden, dass man gegen ein tiefes Serum-Calcium "mehr Calcium" zu sich nehmen müsse.
  • Das verbessert nicht den Calcium-Spiegel, sondern steigert die Verkalkung: (www.gelbe-bibel.de, Seiten 211-218)
  • Der Calcium-Spiegel reflektiert stattdessen die Qualität der Versorgung mit Vitamin D, was als schützendes Hormon-System anzusehen ist.
  • Den Zusammenhang von Vitamin-D-Spiegel und Mortalität haben wir bereist 2009 dargestellt: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21572875/

Ein niedriges Calcium unter 2,20: das ist die rote Flagge der Gefahr 

  • Calcium-Spiegel unter 2,20 mmol/l sind mit einem Sterbe-Risiko verbunden.
  • Es ist ein typischer Indikator für einen Vitamin-D-Mangel.
  • Allerdings belegt ein Calcium über 2,20 mmol/l nicht automatisch einen guten Vitamin-D-Spiegel.
  • Ein gefährlich niedriger Calcium-Spiegel unter 2,20 mmol/l kann meist mit der www.vitaminDTherapie.de normalisiert werden

Quellenangaben

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28808770/
Chen Q, Zhang Y, Ding D, Li D, Yang Y, Li Q, Chen X, Hu G, Ling W.
Associations between serum calcium, phosphorus and mortality among patients with coronary heart disease.
Eur J Nutr. 2018 Oct;57(7):2457-2467. doi: 10.1007/s00394-017-1518-8. Epub 2017 Aug 14. PMID: 28808770; PMCID: PMC9048852.

Den Zusammenhang von Vitamin-D-Spiegel  und Mortalität haben wir bereist 2009 dargestellt:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21572875/

Die Zwillings-Grafik für die KHK-MORTALITÄT findet sich hier:

https://www.vitaminDservice.de/node/6042

Eine Studie mit über 2600 Teilnehmern aus OHIO, USA beschreibt das tödliche Risiko durch die Gabe von Calcium-Präparaten:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35470234/




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